Mittwoch, 3. November 2010

Bericht Sozialtrainingsgruppe

Am Montag den 25.10.2010 hatte ich mein ersten Sozialtrainingstermin in der Autismus Ambulanz hier in Dresden.

Allerdings entpuppte es sich als offene Gesprächsrunde, was wie man sich denken kann eher schwieriger war Smiley.

Da saßen wir nun 4 männliche Asperger, 2 weibliche Asperger und 2 Angestellte der Autismus Ambulanz. Los sollte es gehen mit einer Vorstellung der Person und der Begründung der Teilnahme. Irgendwie konnte ich mir das grinsen nicht verkneifen, da ich das wirklich absurd fand, da wir ja alle unsere Probleme mit so was haben.

Nun gut. Da ich mir keine Namen merken kann, gebe ich Menschen spezifische Kosenamen, die die Wirkung auf mich beschreiben und ich denke dies ist eine gute Möglichkeit dies zu verdeutlichen.

Angefangen hat also der weniger schüchterne 21jährige “Plapper-Aspi”, der konnte reden sag ich euch! Allerdings merkte man schnell das jedes Komma und jeder Punkt fehlte. Aber er war sehr nett und erstaunlich locker in seiner Haltung.

Als 2. an der Reihe war nun der “Stille-Aspi”, er saß zusammen gekauert auf seinem Stuhl, eine symmetrische Haltung, Füße exakt zusammen und den Blick auf diese gerichtet. Er redete sehr leise und war sichtlich mit der Aufgabe überfordert. Er fuhr sich oft durch das Haar.

Nun kam der “DDR-Aspi”. Er ist zwar erst 31 Jahre alt, aber es hatte für mich den Anschein als lebte er noch in der DDR. Er besitzt keinen PC, puzzelt (das tue ich auch gern) und sammelt viel. Er stottert beim reden und erzählt un-zusammenhängende Dinge in einen so starken Akzent das ich ihm leider nicht Folgen konnte.

Dann kam ich. Ich stotterte, knetete wie wild an meinem linken Arm und inspizierte die Schuhe der Anwesenden. Natürlich bin ich im Voraus (als die 3 Anderen sprachen), meine paar Zeilen im Kopf immer und immer wieder durchgegangen. Ich verblüffte natürlich durch meine Aussage der 3 Kinder und des verheiratet seins.

Die andere weibliche Aspergerin war nun an der Reihe. Ich kannte sie schon von einem Info-Termin einer Reha-Maßnahme. Ich kann sie schlecht beschreiben. Sie ist abweisend, spricht nie, sehr modern angezogen. Sie war auch die einzige die nicht mehr teilnehmen will, ihr bringe das alles nichts. Also auch kein Kosenamen.

Jetzt kam der “Anti-Aspi” (das muss ich mit einen grinsen schreiben, es ist also etwas ironisch gemeint). Er sei kein Aspi, wisse nicht was er hier wolle, interessiere sich überhaupt nicht für andere und findet sowieso alles doof.

Damit war unsere kleine aber feine Vorstellungsrunde beendet.

Gleich kamen Fragen weil ich Kinder habe und verheiratet bin und weil ich Musik nicht als mein liebstes Hobby angepriesen habe.

Das mit der Musik ist schnell erklärt. Ich mag Musik, kann mich gut durch sie ausdrücken, habe aber Probleme “nebenbei” Musik zu hören. Oft überfordert sie mich und ich bevorzuge die Stille.

Allerdings füllte das Thema Beziehung nun den Abend.

Die ganze Diskussion werde ich hier nun nicht beschreiben, aber das Fazit war folgendes: Auch Aspis haben die gleichen unlogischen, nichtexistenziellen, utopischen Vorstellungen einer Beziehung wie eNTen (NT=neurologisch typisch= Nichtautist). Wohl kam noch niemand auf die Idee eine Beziehung logisch und effizient zu ordnen und zu kategorisieren.

Erstaunlicherweise kam in einem Nebensatz heraus das unser “Stille-Aspi” auch verheiratet ist und eine kleine Tochter hat.

Das andere leidige Thema war natürlich Arbeit. Keiner hat sie, alle wollen sie, keiner will uns. Ich bin gespannt was da noch passiert.

Außerdem stellten wir fest das wir alle exzessive Wissensstaubsauger sind und uns doch irgendwie ähneln.

Der nächste Termin soll im Dezember stattfinden und ich bin sehr gespannt wer wirklich kommt und wie es mit der Gruppe weiter geht. Ich werde berichten.